Gartenperlen – die mediterrane Patios

In den Städten und Dörfern von Spanien sind in den historischen Vierteln und Häusern die schönen Patios – versteckte Kleinode, die es zu entdecken gilt.

Die spanischen Innenhöfe haben eine lange Tradition, die sich bereits auf die Araber gründet, wie der bekannte Löwenhof (Patio de los leones) der Alhambra in Granada oder die arabischen Bäder (Banys Árabs) in der Altstadt von Palma. Die Patios sind optimal für das mediterrane Klima und die hiesige Lebensweise und erfüllen gleich mehrere Funktionen: Die umschlossenen Höfe geben Schutz, die Straßenseite der Häuser ist gut bewehrt, die Eingangstore massiv, die Fenster vergittert sind. Nur zum Inneren öffnen sich die historischen Häuser und Paläste zum Patio. Das Privatleben ist dort gut behütet; man geniesst Ruhe und Intimität. Der Patio ist der Mittelpunkt des Hauses, um den sich die Wohnräume gruppieren und in dem sich ein Großteil des Familien- und Soziallebens abspielt.

Die, von  hohen Mauern umschlossenen Höfe, geben im Sommer auch Schutz vor der heißen Mittagssonne. Bäume oder Palmen spenden dabei noch zusätzlichen Schatten. Zugleich lassen die Höfe Licht und Luft in die hinteren Zimmer der, in die Tiefe gebauten  Häusern. Oft sind den Wohnräumen auch überdachte Verandas (porches) vorgelagert, die zusätzlich zum Schatten auch Schutz vor den heftigen Regenfällen im Herbst geben.

Klare Strukturen

Traditionell sind die Patios einfach, aber in sich harmonisch und klar strukturiert. Rustikale Bodenbeläge, elegante Torbögen, eine aufsteigende Treppe, Brunnen, eine Palme oder Schattenbaum sowie einige Tontöpfe mit schattenverträglichen Pflanzen sind Elemente, die sich in einem typischen Patio immer wieder finden.

Auch in der heutigen, modernen Architektur haben Patios nach wie vor ihre Bedeutung. Dabei sind von kleinen, minimalistischen Licht- bis zu großzügigen, opulente Gartenhöfe alles vorhanden. Ein aktuelles Beispiel ist der eindrucksvolle Patio der Casa Cascada in Son Vida, mit dem großen zentralen Wasserfall. Nordseitig angeordnet, zwischen Berghang und Gebäude gelegen, bleibt er auch im Sommer ein erfrischender Rückzugsort, der von der kühlende Wirkung des grossen Wasserfalles sowie einer Nebelanlage profitiert.

 

Anspruchsvolle Gestaltung

Die Gestaltung eines Innenhofes ist eine Kunst für sich, denn sie fordert anspruchsvolles, detailliertes Planen in einem engen, limitierten Raum. Es gilt ein kleines Gartenparadies auf wenigen Quadratmetern zu verwirklichen. Sitzecken, Terrassen, Bepflanzung und evtl. Brunnen oder Wasserbecken sind geschickt anzuordnen und optimal einzugliedern.

Dabei müssen die Hauswände nicht unbedingt als Grenze gesehen werden, sondern können in die Gestaltung mit einbezogen werden. Seit einigen Jahren ist das vertikale Gärtnern mit ‚grünen Wänden‘ beliebt, dass die Projektion des Gartens in die Senkrechte erlaubt.

 

 

Beleuchtung

Ein wichtiger Aspekt in der Innenhofplanung ist das Licht. Mit der richtigen Illumination bleibt der Innenhof auch in der Nacht attraktiver Lebensmittelpunkt des Hauses. Dabei muss auf das richtige Maß geachtet werden. Es sollte kein zu grelles, kaltes Licht verwendet werden. Dezente, warme Beleuchtung, mit einem Mix aus Baumstrahlern, Wand- und Hängeleuchten sowie Bodenstrahler, vermitteln ein heimeliges, einladendes Gefühl. Wege, Treppen und Tische sind ausreichend auszuleuchten. Die moderne LED-Technik lässt dabei Platz für phantasievolle Efekte.

Kunstobjekte, besondere Pflanzenschönheiten wie z.B. der Ficus-Bonsai bis hin zu musikalischer Untermalung oder Vogelvolieren können spielerisch den Raum aufwerten und ihn zu etwas Einzigartigen machen.

 

Die Stadt Palma lädt Besucher dazu ein, einige ihrer historischen Patios bei einer Führung zu entdecken und kennen zu lernen. Vor allem um Fronleichnam herum werden die schönsten von ihnen für  das Publikum geöffnet und nächtliche Konzerte veranstaltet. Ein unvergessliches Erlebnis der besonderen Art.

Erika Könn,
Ingenieur für Gartenarchitektur
www.erikakoenn.com

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